19. August 2021

Ich möchte euch heute ein wenig über ein „Mysterium“ bei GELI berichten. Ok, Mysterium is eventuell ein wenig übertrieben, aber ein bisl Interesse wecken darf erlaubt sein 😊So in der Art, schalten sie nicht um, wenn es nach der Werbung weitergeht…

Yo, was ist denn jetzt so mystisch? 

Wenn man sich die GELI Titelblätter nach 1970 anschaut (und auch das Titelbild hier im Blog), dann ist da ein Flugzeug zu erkennen. 

Ha! Ja das is ja wirklich mystisch! Sarkasmus Ende. 

Schaut man sich das Flugzeug genauer an, dann wird man erkennen, dass es ein T Leitwerk hat (nichts Ungewöhnliches, eine DC 9, Boeing 727, Trident, One-Eleven hat das auch), aber, und das ist ungewöhnlich, die Triebwerke sind nicht am Heck angeordnet, sondern unter den Tragflächen. Und somit haben wir unser Mysterium. Diese Anordnung gibt es bei keinem Flugzeug. Einzig die BAE 146 kommt dem nahe, allerdings ist sie ein Schulterdecker und kein Tiefdecker. 

Ende der 1950er und in den 1960er Jahren wurden Konzepte für V/STOL (Vertical/Short Take Off and Landing) entwickelt, um Flugzeuge auch im verbauten Gebiet einzusetzen, Flugplätze auf ein Minimum der Fläche zu reduzieren usw. Eines davon war die Fairey Rotodyne, von der ein Prototyp gebaut wurde und die für einen Flugbetrieb zwischen Städten vorgesehen war. Aufgrund der enormen Lärmentwicklung des Blattspitzenantriebes im Flugbetrieb wurde das Projekt jedoch 1962 aufgegeben, da eine Lärmreduzierung nicht möglich war. 


Ein weiteres Projekt war die Do 31, die als Transporter eingesetzt werden sollte. Hier wurde mit Hubtriebwerken - erfolgreich - experimentiert. 3 Prototypen wurden gebaut, das Programm aber 1970 eingestellt. 


Hawker Siddeley setzte ebenfalls auf Hubtriebwerke und in den späten 1960er Jahren gab es verschiedene Projekte. Das bekannteste - und noch immer in Dienst stehende Flugzeug - ist der Hawker Harrier. 

Eines der unzähligen Projekte war die HS 141. Hier wurde auf Bläserhubtriebwerke gesetzt. Je nach Variante wurden 8, 12 oder 16 Hubtriebwerke in seitlichen Gondeln, die entlang des Rumpfes angebracht wurden, eingebaut. Diese konnten gekippt werden, um das Flugzeug im Schwebeflug zu steuern. Für den „normalen“ Flug waren 2 Triebwerke unter den Tragflächen angebracht. 


In den Flugrevue Heften 9/1970 und 6/1971 wurde dieses Konzept ausführlich vorgestellt und darin enthalten waren jede Menge Zeichnungen, Skizzen, Tabellen usw. Unter anderem auch eine Zeichnung, die eine startende HS 141 über einer Stadt zeigt. (vermutlich ist es London). Rechts unten ist ein futuristischer Flughafen (in der Bildüberschrift als Vertiport bezeichnet) zu sehen bei dem es keine Start- und Landebahnen gibt, sondern nur 2 kreisrunde Abflugplätze - ähnlich jenen für Helikopter. Irgendwie verströmt dieses Bild den Charme des heute als Retrofuturismus bezeichneten Stil von seinerzeitigen Zukunftsvisionen. Naja, unschwer zu erkennen, dass es sich dabei um das legendäre GELI Flugzeug handelt. Wenn auch in etwas abgewandelter Form. 


Ob sich dieses Konzept je bewährt hätte, darf bezweifelt werden, denn wer weiß, wie laut ein Harrier im Schwebeflug ist, kann sich vorstellen, was sich bei einem Passagierflugzeug abgespielt hätte. Die damaligen Triebwerke waren in punkto Lärmentwicklung und Kerosinverbrauch schon eine eigene Liga - kein Vergleich zu den heutigen Triebwerken. Spätestens der Ölschock 1973 wäre ein Grund gewesen dieses Projekt zu überdenken. Das berühmteste Beispiel dafür war die Concorde, für die es jede Menge Vorbestellungen gab, welche jedoch 1973 zum größten Teil storniert wurden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich hab mir schon öfters überlegt, die HS 141 auch als GELI Modell umzusetzen. Ob es dafür aber Interesse gibt, ich weiß es nicht. Von der Konstruktion wäre es auf jeden Fall leicht, die Größe mit 110cm Länge und 97cm Spannweite wäre in etwa jene der Caravelle oder DC 9. Vielleicht hab ich irgendwann die Eingebung, dass ich sie mache.

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